Camt.053 Umstellung – So gelingt der Wechsel von MT940

Einführung

Die Finanzwelt steht vor einer Zäsur: Ab dem 23. November 2025 wird das bislang gängige MT940-Format für elektronische Kontoauszüge endgültig abgeschaltet. Unternehmen dürfen ab diesem Zeitpunkt nur noch das camt.053-Format in der Version 08 nutzen. Für viele Finanzabteilungen bedeutet dies eine enorme Herausforderung – und zugleich eine große Chance.

Während das alte SWIFT-Format MT940 über Jahrzehnte gute Dienste geleistet hat, stößt es heute in einer zunehmend digitalisierten Finanzwelt an seine Grenzen. Moderne Anforderungen an Automatisierung, Transparenz und Datenqualität lassen sich damit nicht mehr abbilden. Der Umstieg auf camt.053, das auf dem internationalen Standard ISO 20022 basiert, ist deshalb nicht nur regulatorisch vorgeschrieben, sondern auch eine Investition in die Zukunftsfähigkeit von Finanzprozessen.

Doch was steckt genau hinter camt.053? Welche Vorteile bietet das neue Format im Vergleich zu MT940? Und wie können Unternehmen die Umstellung so gestalten, dass sie nicht nur den regulatorischen Anforderungen genügen, sondern auch interne Effizienzgewinne realisieren?

Warum die Umstellung auf camt.053 unvermeidbar ist

Ende des MT940-Standards ab November 2025

MT940 war über Jahrzehnte hinweg der De-facto-Standard für elektronische Kontoauszüge im europäischen Raum. Das Format ist rein textbasiert, verhältnismäßig starr und liefert nur begrenzt strukturierte Informationen. Für die damaligen Anforderungen mag dies ausreichend gewesen sein, doch in Zeiten von Echtzeit-Zahlungsverkehr, globalen Lieferketten und hochautomatisierten Buchhaltungsprozessen reicht diese Struktur nicht mehr aus.

Die Europäische Zentralbank und zahlreiche nationale Aufsichtsbehörden haben deshalb entschieden, dass die Umstellung auf ISO 20022 verpflichtend ist. Ab dem 23. November 2025 dürfen Banken ausschließlich camt.053-Dateien in der neuesten Version bereitstellen. Ältere camt-Versionen sowie die MT-Formate werden abgeschaltet. Manche Banken räumen zwar eine Übergangsfrist bis März 2026 ein, allerdings mit reduzierten Dateninhalten. Spätestens dann führt kein Weg mehr am neuen Standard vorbei.

Für CFOs und Finanzleiter:innen bedeutet das: Wer sich nicht rechtzeitig vorbereitet, riskiert, dass Kontoauszüge nicht mehr automatisch verarbeitet werden können – mit gravierenden Folgen für Buchhaltung, Reporting und Zahlungsverkehr.

Vorteile von camt.053 für Unternehmen

Der Wechsel auf camt.053 ist jedoch nicht nur eine regulatorische Pflicht, sondern bietet auch erhebliche Chancen. Das neue Format wurde so konzipiert, dass es die Komplexität moderner Finanzströme besser abbildet.

  • Mehr Detailtiefe: camt.053 liefert zusätzliche Informationen zu jeder Transaktion, darunter End-to-End-IDs, Gebühren und strukturierte Verwendungszwecke. Damit entfällt häufig die manuelle Suche nach Referenzen.
  • Standardisierung und Flexibilität: Dank XML-Struktur lassen sich Kontoauszüge systemübergreifend verarbeiten. Egal ob SAP, Microsoft Business Central oder DATEV – camt.053 spricht eine einheitliche Sprache.
  • Weniger manuelle Arbeit: Je präziser die Daten, desto einfacher die Automatisierung. Unternehmen sparen Zeit, reduzieren Fehlerquellen und verbessern ihre Liquiditätssteuerung.
  • Zukunftssicherheit: Als internationaler ISO-20022-Standard ist camt.053 langfristig etabliert. Investitionen in die Umstellung zahlen sich also über viele Jahre aus.

Mit anderen Worten: Was heute wie ein regulatorischer Zwang wirkt, kann sich morgen als Wettbewerbsvorteil erweisen.

Was genau ist camt.053?

Bei camt.053 handelt es sich um einen elektronischen Kontoauszug im XML-Format. Der Name steht für Cash Management (camt) – Statement (053). Es handelt sich um einen sogenannten „End-of-Day-Report“, also eine tagesaktuelle Aufstellung aller Buchungen auf einem Konto.

Im Unterschied zu MT940 können mit camt.053 nicht nur Basisinformationen wie Betrag und Buchungstext übertragen werden, sondern auch strukturierte Zusatzinformationen. Beispiele sind die eindeutige Referenznummer einer Zahlung, die Gebührenstruktur oder Verknüpfungen mit vorhergehenden Transaktionen.

Für Unternehmen bedeutet das: Der Abgleich von Zahlungseingängen und offenen Posten wird einfacher, automatisierte Workflows im ERP-System werden zuverlässiger und die Finanzabteilung erhält eine deutlich höhere Transparenz über den Zahlungsverkehr.

Wie Unternehmen die camt.053 Umstellung erfolgreich meistern

Technische Voraussetzungen und Schnittstellen

Der erste Schritt besteht darin, sicherzustellen, dass die eingesetzten Systeme – insbesondere das ERP- oder Buchhaltungssystem – camt.053 in der Version 08 verarbeiten können. Moderne Systeme wie Microsoft Dynamics 365 Business Central, SAP oder DATEV bieten bereits entsprechende Updates an. Wichtig ist, dass diese Updates rechtzeitig implementiert und getestet werden.

Darüber hinaus gilt es, sämtliche Schnittstellen zu prüfen. Dazu gehören:

  • Bankenschnittstellen (z. B. via EBICS oder Konfipay)
  • Treasury- und Cash-Management-Systeme
  • Integrationen in Reporting- oder BI-Tools

Unternehmen, die heute schon eine heterogene Systemlandschaft nutzen, sollten die Umstellung als Gelegenheit sehen, Prozesse zu vereinheitlichen und Medienbrüche zu vermeiden.

Best Practices für Testphase und Go-Live

Eine erfolgreiche Migration folgt einem klaren Ablauf. In der Analysephase werden bestehende Prozesse dokumentiert, Datenqualität überprüft und die Systemlandschaft analysiert. Anschließend sollte eine Testphase in einer separaten Umgebung durchgeführt werden. Hierbei können Fehler frühzeitig erkannt und behoben werden – etwa fehlerhafte Mapping-Tabellen oder unvollständige Datensätze.

Beim Go-Live ist eine enge Abstimmung zwischen IT, Banken und Fachabteilungen entscheidend. Unternehmen sollten einen klaren Zeitplan erstellen, Zuständigkeiten definieren und Notfallpläne bereithalten. Nach dem Start ist ein engmaschiges Monitoring wichtig, um Fehlerquellen schnell zu identifizieren.

Rolle von ERP- und Buchhaltungssystemen

ERP-Systeme wie Microsoft Dynamics 365 Business Central spielen eine Schlüsselrolle bei der Umstellung. Sie ermöglichen nicht nur die Verarbeitung von camt.053-Dateien, sondern bieten auch Chancen für weitergehende Automatisierungen:

  • Automatisierte Zuordnung von Zahlungen zu offenen Posten
  • Integration von camt.052-Dateien für Echtzeit-Liquiditätsplanung
  • Compliance-konforme Archivierung aller Kontoauszüge
  • Erweiterungen durch spezialisierte Add-ons wie Continia Document Capture oder Konfipay

Werden diese Möglichkeiten genutzt, wird die camt.053-Umstellung zu einem Katalysator für eine moderne, datengetriebene Finanzabteilung.

Von SEPA zu ISO 20022 – Harmonisierung im Zahlungsverkehr

Die camt.053-Einführung ist Teil eines größeren Projekts: der globalen Harmonisierung des Zahlungsverkehrs auf Basis von ISO 20022.

Bisher nutzten Unternehmen für SEPA-Überweisungen das Format pain.001, für Lastschriften pain.008 – oft in bankenspezifischen Varianten. Mit ISO 20022 wird diese Vielfalt auf einen gemeinsamen Standard reduziert.

  • Seit März 2024 sind die neuen SEPA-Formate verpflichtend.
  • Bis November 2025 müssen alle internationalen Zahlungen auf ISO 20022 umgestellt sein.
  • Bis November 2026 endet die Koexistenz von SWIFT-MT und ISO 20022 endgültig.

Für Unternehmen bringt dies eine Vereinheitlichung, die den internationalen Zahlungsverkehr erheblich vereinfacht. Statt verschiedener Formate und Interpretationen gibt es künftig einen globalen Standard – ein klarer Vorteil für multinationale Konzerne, aber auch für mittelständische Unternehmen mit Export- oder Importgeschäft.

Risiken bei verspäteter oder mangelhafter Umstellung

Wer die Umstellung unterschätzt, riskiert erhebliche Probleme. Kontoauszüge könnten nicht mehr automatisiert eingelesen werden, was zu manuellen Notlösungen führt. Dies verursacht erhöhten Arbeitsaufwand, steigert das Fehlerrisiko und kann sogar zu Compliance-Verstößen führen, wenn regulatorische Anforderungen nicht mehr eingehalten werden.

Darüber hinaus vergeben Unternehmen die Chance, ihre Finanzprozesse zu modernisieren. Wer lediglich auf ein Minimal-Update setzt, bleibt bei ineffizienten Abläufen stehen und riskiert, im Wettbewerb den Anschluss zu verlieren.

Handlungsempfehlungen für CFOs und Finanzleiter:innen

Damit die Umstellung gelingt, sollten Unternehmen folgende Schritte beachten:

  1. Frühzeitig starten: Die Anpassung von Systemen, Prozessen und Schnittstellen dauert mehrere Monate.
  2. Stakeholder einbinden: IT, Buchhaltung, Treasury und externe Partner müssen gemeinsam an einem Strang ziehen.
  3. Bankgespräche führen: Klären Sie Fristen, Testmöglichkeiten und technische Anforderungen direkt mit Ihrer Hausbank.
  4. Prozesse optimieren: Nutzen Sie die Gelegenheit, ineffiziente Abläufe zu überdenken und Automatisierungspotenziale zu heben.
  5. ERP-Partner einbeziehen: Spezialisten wie Finclair unterstützen nicht nur bei der technischen Implementierung, sondern auch bei Change-Management, Schulung und Prozessdesign.

Fazit

Die camt.053 Umstellung ist weit mehr als ein technischer Wechsel. Sie markiert den Übergang zu einer neuen Ära des Zahlungsverkehrs – effizienter, transparenter und international standardisiert.

Unternehmen, die den Wechsel proaktiv angehen, sichern sich nicht nur Compliance mit ISO 20022, sondern gewinnen auch Zeit, Effizienz und Steuerungsfähigkeit. Wer hingegen zögert, läuft Gefahr, im Herbst 2025 von regulatorischen Fristen und operativen Problemen überrascht zu werden.

👉 Haben Sie Ihr ERP-System schon auf camt.053 vorbereitet?
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, den Wechsel strategisch anzugehen – bevor die Zeit knapp wird.

Finclair begleitet Sie dabei: von der Analyse über die Implementierung bis zum erfolgreichen Go-Live.📩 Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Erstgespräch: finclair.com/kontakt